,,Aids muss wieder ein Thema werden"

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Nordwest Zeitung, 25.4.2008

Aufklärung im Bookholzberger Schulzentrum - Projekt im Unterricht vorbereitet

Die Schülerinnen und Schüler sollen emotional angesprochen werden. Der Parcours kam gut an.
Von Wolfgang Loest
 

 

BOOKHOLZBERG - Vor 25 Jahren beherrschte die Furcht vor Aids die öffentliche Diskussion. Doch längst ist das Thema aus den Schlagzeilen- mit der Konsequenz, dass in Deutschland die HIV-Neuinfektionen wieder steigen. Grund genug, der Aufklärung breiteren Raum zu geben, meinen die Bookholzberger Schulleiter Friedrich Stürzekarn (Hauptschule) und Dieter Beckmann (Realschule). Eine Möglichkeit dazu bietet ein ,,Mitmach-Parcours zu Aids, Liebe und Sexualität", der von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) entwickelt worden ist. Rund 250 Jugendliche aus den Klassenstufen 8, 9 und 10 nehmen daran teil. Der Startschuss ist am Donnerstag im Schulzentrum gefallen.
 
Der Parcours ist seit 1985 (im Bundesgebiet unterwegs, macht aber erstmalig in Bookholzberg Station, stellte Projektleiter Roland Titt fest. Ziel sei es, nicht nur junge Menschen auf die Thematik anzusprechen, sondern auch Kooperationspartner mit ins Boot zu holen, die das Thema nachhaltig im Bewusstsein halten. In diesem Fall sei es gelungen, neben den Schulen das Gesundheitsamt, die Oldenburger Aids-Hilfe und den Verein ,,Frauen beraten - donum vitae" für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.
 
Beim Durchlauf der fünf Stationen, aus denen der Parcours besteht, ging es durchaus lebhaft zu. Das ist auch so gewollt: Es geht nicht vorrangig um die Wissensvermittlung, sondern um die emotionale Ansprache, resümierte Titt. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, abstraktes Wissen über Liebe, Sexualität und Aids in Handlungskompetenz umzusetzen. Die Scheu, sich mit Tod, Krankheit und Sexualität ganz individuell auseinander zu setzen, wird spielerisch bekämpft: Auf unterhaltsame Weise werden die Jugendlichen zur Interaktion animiert.
 
Der Parcours deckt ein breites Spektrum ab: An einer Station werden intime Kontaktmöglichkeiten zwischen Menschen anhand lustiger Piktogramme dargestellt. Die Jugendlichen müssen einschätzen, wie hoch die jeweiligen Ansteckungsrisiken sind. An einem Glücksrad lösen Teilnehmer Fragen und Aufgaben, in denen es um ihre persönliche Einstellung zum Schutz vor HIV und den Umgang damit in der Partnerschaft geht. Die dritte Station beschäftigt sich mit der Verhütung ungewollter Schwangerschaften. Schließlich geht es noch darum, Gefühle und Situationen aus dem Themenfeld Liebe, Partnerschaft und Sexualität pantomimisch darzustellen sowie sich mit psychosozialen, rechtlichen und medizinischen Aspekten der HIV-Infektion zu beschäftigen. Dafür stehen zwei Schulstunden zur Verfügung.
 
Es sei wichtig, die Aids-Problematik wieder auf die gesellschaftliche Agenda zu bringen, betonte Titt. Schließlich sei HIV nicht heilbar, ein Impfschutz nicht vorhanden. ,,Für uns war es wichtig, dass jemand von außen das Thema anspricht", sagte Beckmann. ,,Das hat einen anderen Stellenwert als Lehrer oder Eltern." Die Vor- und Nachbereitung des Parcours findet allerdings im Klassenverband während des Unterrichts statt.

 

Weitere Infos unter www. bzga.de