„Sonnige Worte“ unter Zeitdruck

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NWZ 25.2.2011
Bildung:  Keine Mehrheit für CDU-Antrag zur raschen Einführung von Oberschulen
 
Es ging um die möglichen Standorte Hude und Ganderkesee. Eger mahnte eine gewissenhafte Vorbereitung für einen Beschluss an. VON STEFAN IDEL
 
 
LANDKREIS - Eine „Entschleunigung" in Sachen Oberschule hatte sich Stefan Bredehöft, Vorsitzender des Kreiselternrats, gewünscht. Es sei der Eindruck entstanden, die Oberschule solle mit „einer Wahnsinnsgeschwindigkeit durchgepaukt" werden, mahnte der Dötlinger zu Beginn der Schulausschusssitzung am Donnerstagabend einen Fahrplan an. Bei einigen Mitgliedern verhallte der Appell offenbar ungehört. Nach mehr als zweistündiger Debatte beantragte CDU-Fraktionschef Hans-H. Hubmann die Einführung einer Oberschule mit Gymnasialzweig in Hude und eine ohne Gymnasialzweig für Ganderkesee. Landrat Frank Eger war baff: „Dieser Wortbeitrag stellt die Diskussion auf den Kopf."
 
Denn eigentlich wollte sich der Ausschuss nur über das curriculare Angebot der neuen Schulform informieren. Der Niedersächsische Landtag hat das neue Schulgesetz noch nicht einmal verabschiedet. Demnach kann eine Oberschule künftig anstelle von Haupt- und Realschulen oder Kooperativen Gesamtschulen eingeführt werden. Eine Oberschule ohne gymnasiales Angebot muss mindestens 48 Schüler haben. Die Oberschule mit gymnasialen Angebot benötigt zusätzlich mindestens 27 Schüler im Gymnasialzweig.
 
Eger warnte vor Spekulationen bei den zu erwartenden Schülerzahlen. Eine Oberschule mit Gymnasialzweig in Hude, wie von der Gemeinde gewünscht, hätte Auswirkungen auf das Graf-Anton-Günther-Gymnasium. Da in diesem Fall Hude nicht Schulträger sei, müsse die Gemeinde einen Übernahmeantrag an den Kreis stellen und eine Kostenregelung gefunden werden. Falls Ganderkesee auf den Gymnasialzweig an der Oberschule verzichte, sei die Gemeinde Schulträger.
 
Anne Menke und Klaus Kapell von der Landesschulbehörde sagten, es gebe einen großen Informationsbedarf unter den Eltern. Daher werde es bis Ostern zahlreiche Veranstaltungen geben. Menke wies darauf hin, dass eine Oberschule mit Gymnasialzweig in Ganderkesee oder Bookholzberg dem Gymnasium Ganderkesee „deutliche Probleme" bereiten werde.
 
Kapells Darstellung des Konzepts sorgte bei einigen Ausschussmitgliedern für Kopfschütteln. Als vom gemeinsamen Unterricht für Schüler mit Hauptschul-, Realschul- oder Gymnasialempfehlung in Klasse 5 und 6 die Rede war, entfuhr Niels-Christian Heins (FDP) ein „Um Gottes Willen". Manfred Rebensburg (Grüne) meinte, hier werde die Wiedereinführung der Orientierungsstufe vorgestellt. Dabei habe geraden deren Abschaffung den Landkreis Millionen gekostet. Rebensburg sagte, es sei „ein Skandal", dass die Behörde „mit sonnigen Worten" für die neue Schule werbe, bei der Debatte um die Integrierte Gesamtschule (IGS) aber stets gebremst und auf fehlende Lehrkräfte verwiesen habe.
 
Bernd Bischof (SPD) meinte, die Oberschule sei ein Rückschritt. Ohne massive individuelle Förderung werde das System nicht funktionieren. Vor einem „idiotischen Zeitdruck" warnte auch Hannelore Hunter-Roßmann (SPD). Hubmann sagte, auch die CDU wolle die bestehenden Gymnasien nicht gefährden. Überraschend beantragte er Oberschulen für Hude und Ganderkesee. Eger warnte: Erst müsse es Abstimmungen mit den Gemeinden, Informationsveranstaltungen und Elternbefragungen geben. Eine Entscheidung müsse klug vorbereitet werden. Nach einer Sitzungsunterbrechung modifizierte die CDU ihren Antrag: Spätestens bis zum 31. Mai sollten Schulausschuss und Kreistag über die Einführung von Oberschulen entscheiden. Mit den Stimmen von SPD, FDP und Otto Sackmann (UWG) wurde dieser Wunsch abgeschmettert.