Oberschule soll mit Gymnasium kooperieren

DK, 8. März 2012
 
 
 
 
Die im Sommer 2011 neu entstandene Schule an der Ellerbäke sieht sich durch ihren Träger gut ausgestattet.
 
 Bei einem Besuch des CDU-Landtagsabgeordneten Ansgar Focke betonte der Schülersprecher die Bedeutung von Schulsozialpädagogen.
Von Katja Butschbach
 
 
 CDU-Landtagsabgeordneter Ansgar Focke (2.v.I.) [unterhält sich mit Lehrerin Katharina Leisse (I.) über den Unterricht in der fünften Klasse. Carsten Jesußek und Dietmar Mietrach (CDU-Fraktion) sprachen mit der kommissarischen Schulleiterin Daniela Knipper (v.r.). Foto: KATJA BUTSCHBACH
 
 
 
Bookholzberg. Eine positive Zwischenbilanz für die neue Schulform Oberschule zieht Daniela Knipper, kommissarische Leiterin der Schule an der Ellerbäke. Grundsätzlich sei die Entscheidung für die Oberschule, an der Kinder mit Haupt- und Realschulempfehlung gemeinsam lernen, gut, erläuterte sie bei einem Besuch des CDU-Landtagsabgeordneten Ansgar Focke.
 
Allerdings müssten organisatorische Rahmenbedingungen angepasst werden. In den neuen fünften Klassen gebe die Schule zusätzliche Stunden. ,,Das bringt viel", sowohl um Defizite auszugleichen als auch um Stärken zu fördern. Die Lehrerstundenzahl sei oft nicht ausreichend. Bei Krankheit von Lehrern würden Kollegen einspringen und Mehrarbeit leisten. ,,Was die räumlichen Bedingungen betrifft, sind wir sehr zufrieden", lobte Knipper. Sie sieht ihre Schule mit 564 Schülern durch den Träger gut ausgestattet: In Verwaltungstrakt und Naturwissenschaften war investiert worden.
 
Focke beschäftigt auch das Thema Schulkooperation: ,,Ich wünsche mir, dass die Oberschulen in der Gemeinde enger mit dem Gymnasium zusammenarbeiten und umgekehrt. Das nutzt beiden Schulformen." Kinder sollten so vorbereitet sein, dass alle Abschlüsse offenstehen. ,,Ich wünsche mir auch, dass das Gymnasium in die Oberschule geht und die Schule vorstellt."
 
Schulsozialarbeit als präventive Maßnahme
 
Schülersprecher Lukas Großkopf betonte bei dem Treffen: ,,Die Schulsozialpädagogik ist sehr wichtig. Viele Schüler haben auch Probleme im Privaten. Wenn sie damit sehr beschäftigt sind, kommen sie in der Schule nicht mehr mit." Eine unparteiische Person, mit der Schüler reden könnten, sei zentral. Knipper erläuterte, dass es sich um präventive Maßnahmen handle, wenn die Probleme rechtzeitig angegangen würden. Focke sagte, dass die Schulsozialarbeit Aufgabe der Träger sei. Für Berufsorientierung an der Oberschule dagegen stelle das Land aktuell 26.000 Euro zur Verfügung. Mittelfristig sei bei durch den demografischen Wandel sinkenden Schülerzahlen angedacht, die Schule bei Neueinstellungen selbst entscheiden zu lassen, ob für sie ein Lehrer oder Sozialpädagoge sinnvoller sei. ,,Das ist wirkungsvoller als das Gießkannenprinzip." Die Ganderkeseer CDU-Fraktion hatte kürzlich einen Antrag an die Verwaltung gestellt, eine ganze Stelle für die Schulsozialarbeit an den Oberschulen einzurichten.
 
 
 
NWZ, 8.3.2012
 
Oberschul-Besuch als Lernprozess für Politiker
 
BILDUNG Ansgar Focke (MdL) informiert sich vor Ort über Erfahrungen mit neuer Schulform - Weitere Besuche geplant
 

 

Lehrerin Katharina Leisse gab Ansgar Focke, Carsten und Dietmar Mietrach (von links) einen Einblick in den Erdkundeunterricht. Schülersprecher Lukas Großkopf und Schulleiterin Daniela Knipper begleiteten die Gäste. BILD: WOLFGANG LOEST
 
Die Vertretung langfristig erkrankter Lehrer ist ein Problem. Es fehlt an sozialpädagogischer Betreuung.
VON WOLFGANG LOEST
 
 
 
BOOKHOLZBERG - Eine neue Schulform zu konzipieren und zu beschließen, ist die eine Sache, die Umsetzung in die Praxis eine andere. Und wie das neue Modell tatsächlich funktioniert, will der Landtagsabgeordnete Ansgar Focke (CDU) bei Besuchen vor Ort eruieren. Den Anfang machte er am Mittwoch in Bookholzberg, wo aus der Hauptschule und der bis zuletzt noch getrennt arbeitenden Realschule mit Beginn des laufenden Schuljahres die Oberschule an der Ellerbäke entstanden ist.
 
Einblick in den Alltag
 
Schulleiterin Daniela Knipper vermittelte Focke, der von den Ratsmitgliedern Dietmar Mietrach und Carsten Jesußek begleitet wurde, einige Einblicke in den Schulalltag — vom Erdkunde-Unterricht über physikalische Experimente in einer fünften Klasse bis hin zur neuen Kompetenzanalyse von Schülern, die vom kommenden Sommer an in den achten Klassen verbindlich vorgenommen werden soll, um für die Profilbildung der Pennäler noch fundiertere Empfehlungen geben zu können.
 
In der Bookholzberger Oberschule werden aktuell 564 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Am neuen Konzept sei nichts Grundsätzliches auszusetzen, aber es müssten die organisatorischen Rahmenbedingungen für eine reibungslose Umsetzung geschaffen werden, fasste Daniela Knipper die bisherigen Erfahrungen zusammen. Mit dem neu gestalteten Verwaltungstrakt und der Ausstattung der naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume sei das Kollegium sehr zufrieden, aber bei der Lehrerstundenversorgung gebe es durchaus einige Probleme. So wird zwar behördlicherseits dafür gesorgt, dass bei langfristigen Erkrankungen von Pädagogen Ersatzkräfte zur Verfügung stehen aber nur bis zu 97 Prozent der notwendigen Unterrichtsstunden. Wenn dann noch Lehrer kurzfristig ausfallen, sei das selbst bei großem Engagement des Kollegiums nicht komplett zu kompensieren.
 
,,Das ist vor allem für die Eltern-eine große Umstellung, die bislang nur die Verlässliche Grundschule kannten", unterstrich der stellvertretende Schulleiter Ian Michael Braun. Diese Versorgung sei in weiterführenden Schulen nicht zu realisieren.
 
Erfahrung gefragt
 
Focke machte deutlich, dass für die Weiterentwicklung der Oberschule diese Form des Erfahrungsaustausches für Politiker ausgesprochen wichtig ist. ,,Wir müssen entscheiden, ob und wo wir etwas ändern müssen. Dabei wollen wir uns nicht nur auf Ministerialbeamte verlassen."
 
Auf jeden Fall verbesserungswürdig ist die sozialpädagogische Betreuung. Das Land bezahlt pro Oberschule eine halbe Stelle. Die CDU- Gemeinderatsfraktion will auf Kosten der Kommune eine zusätzliche Stelle schaffen. Dies wäre im Hinblick auf wirkungsvolle Prävention sehr wichtig, betonte auch Daniela Knipper. Mittelfristig sollen laut Focke Schulen die Möglichkeit bekommen,. bei sinkenden Schülerzahlen Lehrerstellen mit Sozialarbeitern zu besetzen.
 
Verbesserungsbedürftig sei auch die Zusammenarbeit der verschiedenen Schulformen. ,,Ich würde mir wünschen, dass sich das Gymnasium in den Oberschulen vorstellt", sagte-Focke.