Schraubenschlüssel statt Füllfederhalter
NWZ 1.10.2009
PRAKTIKUM Schüler der Realschule Bookholzberg lernen Berufsalltag kennen
BOOKHOLZBERG - Kevin Behrens (15) trägt einen Blaumann. Er stützt sich mit einer Hand auf das grüne „Monstrum" von Maschine. Mit der anderen zieht er voller Kraft die Schrauben nach. Der junge Mann ist diese Arbeit nicht gewohnt – denn eigentlich ist er noch Schüler der Klasse 9c der Realschule Bookholzberg.
Arbeit statt Schule – für zwei Wochen schlüpfte Schüler Kevin in die Rolle eines Industriemechanikers So wie alle Schüler der neunten Klassen absolvierte er ein Betriebspraktikum in einem Unternehmen.
Es war das zweite Praktikum dieser Art. Drei Praktika machen die Schüler insgesamt während ihrer Zeit auf der Realschule. Lehrerin Marika Timpe: „Durch diese Einblicke in den Berufsalltag verringern wir die Zahl an Ausbildungsabbrechern."
So wie Kevin Behrens nahm auch Xenia Lehmann (15) aus der Klasse 9a an den Praktikumswochen teil. Die Schülerin suchte sich eine ganz besondere Stelle aus – in der Gemeindeverwaltung. Dort konnte sie miterleben, wie im Ganderkeseer Rathaus alle Fäden zusammenlaufen und wie der Verwaltungsapparat funktioniert.
Marika Timpe, die an der Realschule als Fachbereichsleiterin zuständig für Arbeit und Wirtschaft ist, betont: „Die Abbrecherquote bei Auszubildenden lag im Juni bei 17 Prozent. Deshalb raten wir unseren Schülern, in ihren Ferien zusätzlich freiwillige Praktika zu machen." Auch wenn das bei einigen Schülern nicht gut ankommt, schließlich wollen viele ihre Freizeit genießen. Aber es gehe auch darum, Berufswahlmöglichkeiten oder auch Erwartungen der Betriebe zu vermitteln, so die Lehrerin weiter.
Gemeinsam mit ihren Kollegen Ulf Düselder und Elisabeth Düser betreute sie die Schüler während des Praktikums. Besuche der Lehrer in den Betrieben blieben nicht aus. Die Lehrkräfte zeigten sich mit der Arbeit ihrer Schützlinge aber sehr zufrieden. „Die Resonanz der Mitarbeiter in den Betrieben war durchweg positiv", so Marika Timpe.
Bei einigen Schülern habe es während ihrer Praktikumszeit sogar tatsächlich „klick" gemacht. Viele Schüler wissen nun besser über ihren „Traumberuf" Bescheid oder haben sich nach dem Praktikum sogar wieder umentschieden.
In einem Fall merkte der Schüler nach den zwei Wochen Praktikum, dass ihm der vermeintliche Traumjob doch nicht liegt. Der junge Mann will sich im April 2010 einem ganz anderen Beruf zuwenden – und neue Erfahrungen sammeln.
Schule an der Ellerbäke, Stedinger Strasse 5, 27777 Ganderkesee / Bookholzberg