Jugendparlament
DK, 30.8.2011
Schüler haben die Qual der Wahl
In der Gemeinde Ganderkesee können 1391 Jugendliche bei den kommunalen Wahlen zum ersten Mal ihre Stimme abgeben. Das Jugendparlament hat in der Schule an der Ellerbäke über den Wahlvorgang informiert
VON JENNY HAGEDORN
Zum Abschluss der Informationsveranstaltung führten die Schülerinnen und Schuler der Klasse 9c — hier Lisa-Marie Wagner und Kim Lübbering (v.l.) — eine simulierte Wahl durch. Auf den Zetteln standen dabei nicht die in der Realität zur Wahl stehenden Kandidaten, sondern Schauspieler, Sportler, Sänger und Comedians. FOTO: JENNY HAGEDORN
BOOKHOLZBERG. Da fällt die Wahl schwer: Moritz Bleibtreu oder Julia Roberts? Shakira oder Andrea Berg? Klitschko oder Nowitzki? Lisa-Marie und Kim stehen in den Wahlkabinen in der Mensa der Oberschule an der Ellerbäke und dürfen ihre Kreuzchen auf zwei Zetteln verteilen. Bei dieser simulierten Wahl — organisiert vom Jugendparlament— sollen die Jugendlichen die Abläufe einer Wahl kennenlernen. Dabei sollten sie sich jedoch nicht zwischen den in der Realität zur Wahl stehenden Kandidaten entscheiden, sondern konnten ihr Kreuz hinter Schauspielern, Sportlern, Comedians und Sängern machen.
,,In der Kreuzsetzung seid ihr frei, aber ihr solltet natürlich vorher überlegen, wie es am effektivsten für euch ist", erklärte Philipp Glahé, Vorsitzender des Jugendparlaments, den Schülerinnen und Schülern der Klasse 9c. Zwei von ihnen gehören zu den 1391 Erstwählern der Gemeinde Ganderkesee, der gesamten Klasse erklärte Glahé aber, wer wählen darf und wie gewählt wird; Aus der zehnten Klasse sind etwa 80 Prozent der Jugendlichen wahlberechtigt.
Wegen der bevorstehenden kommunalen Wahlen habe die Klasse 9 c die Unterrichtsreihe zu den Wahlen vorgezogen, sagt Klassen- und Politiklehrerin Heike Welle. Auf dem Lehrplan stehen unter anderem Demokratieverständnis und die Geschichte der Demokratie. ,,Das wird von den Schülern sehr interessiert aufgernommen", sagt die Lehrerin. Aber bei einigen fehle es noch an Basiswissen, viele Begriffe seien nicht präsent, da ,,ist so eine praktische und handlungsorientierte Umsetzung gut. Die Informationsveranstaltung ist toll umgesetzt." Fünf Klassen des achten und neunten Jahrgangs hat Philipp Glahé mit Unterstützung der Gemeindejugendpflegerin Hille Krenz informiert, weitere sollen heute von Alexander Kolloge — ebenfalls Mitglied des Jugendparlaments — unterrichtet werden.
Welcher Schauspieler, Sportler und Comedian die Wahl letztendlich gewonnen hat, wird Lehrerin Heike Welle in einer der nächsten Unterrichtsstunden auszählen lassen.
NWZ, 30.8.2011
Stimmabgabe zu Übungszwecken
KOMMUNALWAHL Jugendparlament will informieren und motivieren
Die Wahl ist gelaufen - jetzt kann ausgezahlt werden: Philipp Glahé, Vorsitzender des Jugendparlaments, mit den Stimmzetteln, die von den Schülern der Klasse 9c von Lehrerin Heike Welle (links) ausgefüllt wurden. BILD : HERGEN SCHELLING
Erstwähler sollen für den Urnengang ,,fit gemacht" werden. Die Idee des Jugendparlaments wird mit Hilfe der Gemeindeverwaltung umgesetzt. VON HERGEN SCHELLING
BOOKHOLZBERG/GANDERKESEE - Til Schweiger steht zur Wahl, Lena Meyer-Landrut tritt an, Anke Engelke kandidiert und sogar Wladimir Klitschko: Diese vier und noch viele andere Prominente bewerben sich um ein Mandat im Ganderkeseer Gemeinderat — allerdings nur zu Übungszwecken.
Mit 25 bekannten Namen aus Sport und Show hat das Ganderkeseer Jugendparlament fiktive Stimmzettel für Rat und Kreistag bedruckt. Denn es gilt, das Interesse von Jungwählern zu wecken:
Neunt- und Zehntklässler in den Schulen der Gemeinde, darunter viele 16-Jährige, die bei der Kommunalwahl am 11.September erstmals ihre Stimme abgeben dürfen, sollen ,,fit gemacht" werden für den Urnengang.
Neunt- und Zehntklässler in den Schulen der Gemeinde, darunter viele 16-Jährige, die bei der Kommunalwahl am 11.September erstmals ihre Stimme abgeben dürfen, sollen ,,fit gemacht" werden für den Urnengang.
Die Idee ist im Jugendparlament entstanden und wird jetzt mit Unterstützung der Gemeindeverwaltung umgesetzt. Dabei gehe es nicht nur um Information, betonte Gemeindejugendpflegerin Hille Krenz, sondern auch um Motivation: Die Erstwähler sollen von ihrem Wahlrecht möglichst Gebrauch machen.
Dazu beitragen wollte auch Alt—Bürgermeister Gerold Sprung. Weil der jedoch der SPD angehört, hat die Landesschulbehörde interveniert: Die will jeden Verdacht von Parteipolitik in Schulen so kurz vor der Wahl vermeiden.
Also stand am Montagmorgen Philipp Glahé ganz allein vor den 9. und 10. Klassen in der Mensa der Schule an der Ellerbäke in Bookholzberg. Der Vorsitzende des Ganderkeseer Jugendparlamentes zeigte sich aber gut präpariert und erläuterte den Jugendlichen anschaulich ,,wie sie kumulieren und panaschieren, wie sie Kandidaten oder Listen wählen können, was aktives und passives Wahlrecht bedeutet und, und, und . . .
Dann betraten die Schülerinnen. und Schüler nacheinander die beiden mitgebrachten Wahlkabinen, kreuzten ihre Favoriten an und warfen die gefalteten Stimmzettel in die Wahlurnen — alles wie im richtigen Wahllokal. ,,Das Interesse bei den Jugendlichen ist relativ groß", freute sich Philipp Glahé, der die Gelegenheit nutzte, um auch für die Arbeit des Jugendparlaments zu werben. Wer nicht zur Wahl gehen mag, findet womöglich über dieses Gremium den Zugang zum demokratischen Engagement.