Ausbildungsplatzbörse
DK, 17.01.2014
Hauptschüler trainieren für Ausbildungsplatzsuche
Trainieren beim Aktionstag „Nimm die Zukunft in die Hände" an der Oberschule Bookholzberg für den wichtigen Telefonanruf beim späteren möglichen Arbeitgeber: Manuel Liening (14) und Lea Busch (15). , Foto: KATJA BUTSCHBACH
Für Betriebe wird es laut Handwerkskammer immer schwieriger, Auszubildende zu finden. Ein Aktionstag hat jetzt Achtklässler des Hauptschulzweigs an der Oberschule Bookholzberg auf den Start in den Beruf vorbereitet. VON KATJA BUTSCHBACH
BOOKHOLZBERG. Ein gespieltes Telefonat mit einem möglichen Arbeitgeber, die Suche nach passenden Ausbildungsberufen mit Hilfe des Computers: 22 Schüler der achten Klasse desHauptschulzweigs der Oberschule Bookholzberg sind gestern von Schulsozialpädagogen, Arbeitsagentur und Handwerkskammer auf Bewerbungen vorbereitet worden. ,,Die Leute haben mir gute Tipps gegeben, wie ich mich beim Arbeitgeber verhalten soll", sagt Schüler Firat.
Bei dem Aktionstag ,,Nimm die Zukunft in die Hände" geht es laut Angelika Grönheim von der Handwerkskammer darum, das Positive herauszustellen. Oft würden Schüler sagen: ,,Ich kann nichts." Im Gespräch stelle sich dann heraus, dass die Jugendlichen Ehrenämter haben, im Sportverein sehr engagiert sind und Verantwortung übernehmen. Oft falle es den Schülern schwer, die Verbindung zu ziehen, dass ihnen diese Fähigkeiten auch im Beruf helfen können. ,,Ihnen ist nicht bewusst, dass das ein Schatz ist", sagt auch die Bo0kholzberger Sozialpädagogin Mechthild Heidtkamp.
Sie ist eine der Sozialarbeiterinnen, die vom Land für das Projekt „Profilierung der Hauptschulen" eingesetzt sind - ihre Stelle läuft Ende des Jahres aus. So ist dieser Aktionstag auch der letzte, der in dieser Form für Bookholzberger Hauptschüler abgehalten wird. Hintergrund ist die Umwandlung der Haupt- und Realschule in eine Oberschule.
Den Schülern, die beim dritten und letzten Aktionstag mitmachen konnten, zeigte Grönheim einen weißen Karton: Er soll davor warnen, eine inhaltslose Bewerbung abzugeben. Oft höre sie von Arbeitgebern, dass in den Bewerbungen ,,nichts drin" stehe. ,,So kommt man nicht zusammen." Problematisch seien auch falsche Vorstellungen von Berufen - und es muss laut Grönheim klar werden, dass es mehr als zehn Berufe gibt.
Allgemein geht der Trend an der Oberschule Bookholzberg laut – Heidtkamp dahin, dass die meisten Hauptschüler einen Realschulabschluss machen wollen. Parallel seien einige „ Arbeitgeber mittlerweile der Meinung, dass der Hauptschulabschluss besser sei als sein Ruf.
Im März steht für die Schüler nun das erste zweiwöchige Praktikum auf dem Programm - einige haben noch keinen Platz und können bei der Suche auf ihre Erfahrungen vom Aktionstag zurückgreifen.
NWZ 17.01.2014
Fit gemacht für Lehrstellensuche
OBERSCHUIE Achtklässler lernen richtiges Verhalten im Bewerbungsgespräch
Vor dem Telefongespräch mit dem möglichen künftigen Chef sollten die Bewerber genau wissen, was sie sagen wollen. Manuel Liening und Lea Busch (vorne) spielten ihren Mitschülern diese Situation vor. Bild: HER6EN SCHELLING
Jedes Jahr werden die Hauptschüler im der 8. Klasse auf die Berufswelt vorbereitet. Das Projekt läuft jetzt aber aus. VON HERGEN SCHELLING
BOOKHJOLZBERG - Die Hände in den Taschen, kein Augenkontakt, womöglich noch ein Kaugummi im Mund – das geht gar nicht bei Bewerbungsgesprächen um einen Ausbildungsplatz. Die 22 Hauptschüler aus der achten Klasse der Oberschule an der Ellerbäke haben das sofort verstanden, vor allem aber wissen sie jetzt, wie sie's richtig machen, wenn sie sich in einem Betrieb vorstellen: entschlossen auftreten, offener Blick, deutlich sprechen, die eigenen Fähigkeiten und Vorlieben hervorheben.
Die wichtigsten Regeln und Verhaltensweisen beigebracht haben den Schülern am Donnerstag Mechthild Heidtkamp, Sozialpädagogin in Bookholzberg, und deren Kollegen aus anderen Schulen im Kreis sowie Vertreter von Arbeitsamt und Handwerkskammer. ,,Nimm die Zukunft in die Hände", hat Heidtkamp den Aktionstag überschrieben, der alljährlich für die Achtklässler des Hauptschulzweigs angeboten wird -vielleicht zum letzten Mal, denn das landesweite Projekt zur Profilierung der Hauptschule läuft zum Jahresende aus.
Zukunft ungewiss
,,Dies ist der letzte Hauptschuljahrgang in der achten Klasse, danach haben wir nur noch Oberschüler", erklärt Mechthild Heidtkamp. Wie es auch für sie persönlich weitergeht, weiß sie ebenso wenig wie ihre Kollegen Christian Drittler (Hauptschule Wildeshausen) und Tanja Reiher (Waldschule Sandkrug).
Die Sozialpädagogen im Landkreis unterstützen sich gegenseitig bei den Aktionstagen. Sie simulieren mit den Schülern Telefongespräche, trainieren Rhetorik und Gestik und sind ihnen behilflich beim Berufe-Check am PC, mit dem die Schüler ihre besonderen Vorlieben und Fähigkeiten ermitteln sollen.
Weitere Tipps und Infos steuerten Claudia Eberhard vom Arbeitsamt Delmenhorst und Angelika Grönheim von der Handwerkskammer Oldenburg bei. Dieser ,,externe Faktor" sei wichtig, erklärt Grönheim: ,,Die Schüler nehmen das Thema viel ernster, wenn sie sich mit jemandem austauschen müssen, der ihnen unbekannt ist."
Erreicht werden soll mit dem Aktionstag auch, dass die Schüler die ganze Vielfalt der Berufswelt kennenlernen. ,,Es gibt mehr als zehn Berufe", heißt eine Kampagne der Handwerkskammer. ,,Es müssen nicht alle Kfz-Mechatroniker oder Friseurin werden", betont Angelika Grönheim. Andererseits hätten viele Jugendliche und auch deren Eltern - ,,das Elternhaus ist ganz wichtig" - falsche Vorstellungen selbst von bekannten Berufen. Die Fleischereifachverkäuferin etwa schneide heute nicht mehr nur Wurst ab, sondern sammle beispielsweise Erfahrungen im Catering.
Praktikum folgt
Die Bookholzberger Achtklässler nahmen viel mit aus dem Training. ,,Ich habe wertvolle Tipps bekommen, wie ich mich verbessern kann", sagt Firat. Und Jessica gesteht, sie habe jetzt weniger Angst vor der Bewerbungssituation. Das Gelernte können die Jugendlichen, von denen die meisten noch keine rechte Vorstellung über ihren Berufsweg haben, in Kürze schon anwenden: Im März geht es für sie ins Praktikum.