Zuschauer in Zukunft mitten im Spiel
Nordwest Zeitung, 5.2.2010
Nach der Renovierung des Weserstadions sollen die Tribünen näher am Spielfeld stehen
Noch blickt den Schülern nur ein Loch in einem Bauwerk entgegen. Der neue Gästebereich ist schon gut zu erkennen.
Von den Schülern der 10b der Realschule Bookholzberg
BREMEN - Ein erhabenes Gefühl: Wir laufen durch den Tunnel, den die Werder-Spieler jedes zweite Wochenende zu Beginn eines Spiels durchschreiten. So müssen sich wahrscheinlich auch die Kinder fühlen, die an den Händen der Profis auf den grünen Rasen geführt werden.
Während wir durch den Tunnel gehen, blicken wir schon auf die unübersehbare Baustelle des Weserstadions. Sie wirkt wie ein Loch in einem fertigen Bauwerk: Gleich nach dem Ende des letzten Heimspiels der vorangegangenen Saison wurde mit dem Umbau der Westkurve begonnen. Bei unserem Besuch ist der Gästebereich schon gut zu erkennen. Auch die eigenen Fans können dort schon wieder bei jedem Spiel Platz nehmen. Leider haben sie noch kein schützendes Dach über dem Kopf, sondern müssen sich bei Regen mit grünen Plastikfolien begnügen. Doch wenn in ungefähr einem Jahr die Bauarbeiter mit ihren schweren Maschinen abgezogen sind, können sie das Spiel hautnah miterleben, so dicht sitzen sie dann am Spielfeldrand.
Wir sind mittlerweile im Innenraum angelangt und nehmen auf der Ersatzbank von Werder Bremen Platz , dort, von wo auch Thomas Schaaf, sein Trainerstab und die Auswechselspieler die Spiele mitverfolgen. Von hier wirkt das Spielfeld viel kleiner als im Fernsehen. Wir schauen rüber auf die Gegentribüne und uns fällt auf, dass die Rasenfläche in der Mitte leicht erhöht ist. Das hat einen ganz praktischen Grund: Wenn es regnet, bilden sich in der Spielmitte nicht so schnell Pfützen, da das Wasser zur Seite abfließen kann.
Nachdem wir den ,,heiligen Rasen" zwar nicht betreten durften, ihm aber doch sehr nahe gekommen sind, werden wir auf unserem Rundgang durch die Logen geführt. Auf den Tribünen erhält man hier für 35000 bis 80000 Euro pro Jahr eine gastronomische Rundumversorgung.
Im Gegensatz zu den anderen Logen über der Haupttribüne und der Ostkurve muss man das Spiel hier nicht hinter Glas verfolgen. Wenn man sich am Buffet reichlich bedient hat, schiebt man einfach die Glastür zur Seite und nimmt auf einem der reservierten, bequemen Sitzplätze an der frischen Luft Platz.
Nachdem uns Clemens Fritz und Tim Wiese in Lederjacken, mit Kaffee in der Hand und Witze - erzählend auf dem Weg in die Mannschaftskabine begegnet sind, stehen sie eine Stunde später auf dem Trainingsplatz des SV Werder. Mit einigen Fans beobachten wir sie aus nächster Nähe. Die Spieler wirken freundlich und albern während der Trainingseinheit auch ein wenig rum. Für Autogramme ist keine Zeit, denn sie bereiten sich auf das Bundesligaspiel gegen den VFL Wolfsburg vor, das im noch unfertigen Weser Stadion am Sonnabend ausgetragen wurde.
Chronik
WEG ZUM REINEN FUBBALLSTADION
Der ,,SpieIpIatz" an der Weser ist über 100 Jahre alt. Der erste Umbau fand 1926 statt. Ab 1930 ist dieser als ,,Weser-Stadion" bekannt.
1909 - Bau des ersten Sportplatzes mit Holztribüne vom Allgemeinen Bremer Turn- und Sportverein mit finanzieller Unterstützung der Stadt Bremen.
1926 - Neubau der ersten großen Tribüne mit Umkleidekabinen und Restaurant.
1930 - Der SV Werder Bremen trägt jetzt den Großteil seiner Spiele in der nun ,,Weserstadion" genannten Arena aus. Daneben spielen hier aber auch eine Reihe anderer Bremer Vereine.
Seit 2008 - Umbau dés Weserstadions zur reinen Fußball-Arena.
Interview
,,Es soll mehr Stimmung sein"
Über den Fortschritt und die Konsequenzen des Umbaus sprachen die Schüler mit Stadionführer Wolfgang Kelle
Von den Schülern der 10b der Realschule Bookholzberg
FRAGE: Was ist das Ziel des Umbaus des Weserstadions?
WOLFGANG KELLE: Das Weserstadion soll ein reines Fußballstadion werden. Damit mehr Stimmung aufkommt, sollen die Tribünen dichter am Spielfeld stehen.
FRAGE: Das Weserstadion hat ca. 42 100 Sitzplätze. Bleibt das so?
KELLE: Die Sitzplätze werden in etwa gleich bleiben, da die Tribünen einfach nur dichter am Spielfeld stehen werden.
FRAGE: Werder Bremen hat sich für Plan B entschieden und nicht für Plan A. Was bedeutet das?
KELLE: Geplant war ein dritter Stock. Da die Stahlpreise in die Höhe gegangen sind, haben wir uns gegen Plan A und damit für Plan B entschieden und die Tribünen dichter an das Spielfeld gesetzt.
FRAGE: Wann wird der Umbau fertig sein?
KELLE: Der Westbereich soll bis März 2010 und der Ostbereich bis März 2011 fertig gestellt werden.