Chronik der Schulen in Bookholzberg 1658 - 1978
Herausgeber. : Orts- und Heimatverein Bookholzberg e. V. 2001
Quelle: "Bookholzberg, Neuenlande, Hohenböken und Gruppenbühren aus Vergangenheit und Gegenwart" Hrsg. : Orts- und Heimatverein Bookholzberg e. V. 2001
Mitteilungen über das Schulwesen in der Gemeinde Ganderkesee erhalten wir von Pastor Fritz Bultmann nach den Protokollen der Kirchenvisitationen (1) .
„1658 wird den Grüppenbührenern erlaubt, eine eigene Schule einzurichten, bisher mußten die Kinder zur Küsterschule in Ganderkesee, woraus nicht viel wurde."
Nach der Landschulordnung von 1706 wurde ,,wenigstens für die 7- bis 10 jährigen auch die Sommerschule verlangt, die älteren sollen wenigstens einen Tag wöchentlich die Sommerschule besuchen um das winters Gelernte nicht zu vergessen, Ferien soll es nur in den Hundstagen (zwischen 23. Juli und 23. August) 14 Tage geben ''.
An einen wirklich geregelten Schulunterricht war in jenen Zeiten in den Dörfern noch nicht zu denken. So heißt es z. B. aus dem Jahre 1734, daß in Grüppenbühren 1 sommers keine Kinder und winters 30 Kinder zur Schule gingen und in Grüppenbühren 2 sommers ebenso keine Kinder und winters 50 Kinder, daß selbst der ,, Lehrer Gerd Timmermann sommers in Holland" war.
An geeigneten Schulräumen hat es meistens gefehlt. Zunächst haben wohl die Bauern des Dorfes ihre Stuben für den Unterricht zur Verfügung gestellt, und nicht selten fand der Unterricht in einem Spieker oder einer Scheune statt. Es muß in den Schulräumen außerordentlich beengt gewesen sein. Lehrmittel im heutigen Sinne gab es nicht. 1682 werden an Schulbüchern angegeben: Fibel, Katechismus, Gesangbuch und biblisches Geschichtenbuch. In Wirklichkeit musste man oft mit dem Katechismus als einzigem Buch auskommen.
„Im ganzen 18. Jahrhundert und bis ins 19. Jahrhundert hinein ist die Schule über einen handwerksmäßigen Lehrbetrieb in meist unzulänglichen, jämmerlich ausgestatteten Räumen, die häufig keine Schreibtische und Wandtafeln, sondern nur Sitzbänke hatten, nicht hinausgekommen." (2) .
Erst im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts wird auch in Grüppenbühren 2 eine Schule gebaut und die bis dahin bestehende Schule in Hohenböken aufgehoben.
Die Bauerschaft als Träger der Schulacht hatte für die Finanzierung der Schule aufzukommen. Das geschah im wesentlichen dadurch, daß Schulgeld erhoben wurde, was aber nicht immer regelmäßig gezahlt wurde, so daß der Schulhalter, vor allem aber der Nebenlehrer, seinen Lebensunterhalt mit anderen Arbeiten verdienen mußte. wie mit handwerklichen Arbeiten oder mit Arbeit in der Landwirtschaft; es wird sogar von Lehrern berichtet, die sich sommertags, wie oben genannt, als ,,Hollandgänger" zum Mähen verdingten.
lm 19. Jahrhundert begann der oldenburgische Staat den einzelnen Schulachten finanziell zu helfen. Fast alle Dörfer erhielten nun ein Schulhaus. Altersschwache Schulgebäude mußten z. T. nach wenigen Jahrzehnten erneuert werden, denn nicht immer wurde solide genug gebaut. Eher sah man darauf, daß man recht billig davonkam. So wurde häufig auch zu klein gebaut, so daß man bei den größer werdenden Schülerzahlen bald Klassenräume dazubauen mußte.
So wird in Grüppenbühren 2 „ 1839 die Schule vergrößert, die Lehrerstelle durch Zulegung von Menheitsplacken erheblich verbessert".
1860 wird die Schule zweiklassig und erhält einen Nebenlehrer; beide unterrichten insgesamt 140 Schüler.
1908 brennt die Schule ab, die nach Aussagen älterer Einwohner im Winkel zwischen den heutigen Straßen Übern Berg und Stedinger Straße stand. Es wurde die Schule neu gebaut, die lange Jahrzehnte „Sandschule" genannt wurde.
1910 erhält Grüppenbührenermoor – nördlich der Bahn – eine eigene Schule, die man „Moorschule“ nannte. Deren Schulleiter wurde Theodor Wichmann, der bis 1946 unterrichtete.
Die zweite Klasse wird 1915 angebaut und 1919 wird auch ein zweiter Lehrer eingestellt.
In Grüppenbühren 1 (Kühlingen) verlief die Entwicklung der Schule ähnlich. „1802 wird das erste Schulhaus gebaut, das 1823 vergrößert wird. 110 Kinder unterrichtete der Lehrer Kruse im Jahre 1828. 1841 wird das Schulgrundstück durch freiwillige Beiträge und eine Spende des Grossherzogs auf 19 SS ( Scheffel Saat ) vergrößert und 1846 wird ein neues Schulhaus zweiklassig erbaut. „
Als ab 1790 das Dorf „Neuenlande" ( 3 ) entstand, hatte die Regierung schon ein Grundstück für ein Schulhaus vorgesehen, den „Schulplacken". Erst 1806 wurde dem Dorf ein Lehrer zugewiesen, der wechselnd in den Häusern des Dorfes unterrichtete und auch reihum bei den Bauern aß.
Erst nach Schenkungen des Herzoghauses erhielt Neuenlande 1827 das erste Schulhaus, dessen Schul- und Wohnräume 1888 erweitert wurden.
In den Jahren 189l bis 1895 wurden im Durchschnitt 32 Jungen und 37 Mädchen unterrichtet. 1906 wurde wegen der auf 91 Schüler gestiegenen Schülerzahl eine zweite Klasse angebaut und der älteste Bauabschnitt wurde zu einer Lehrerwohnung umgebaut. ( Dieser Teil ist bis heute erhalten geblieben. ) In den zwanziger Jahren war die Schülerzahl gesunken, so daß die Schule wieder einklassig wurde.
Das änderte sich wieder mit dem Ende des Krieges 1945 denn die Bauerschaft Neuenlande hatte Heimatvertriebene aufzunehmen.
Nach dem 2. Weltkrieg mußten in allen Schulen erheblich mehr Schüler unterrichtet werden, denn neben den ausgebombten Familien z. B. aus Bremen waren Flüchtlinge und Vertriebene aus dem deutschen Osten in die Dörfer geströmt. ( siehe Einwohnerstatistik ). Das führte dazu, daß der Unterricht vielfach im Schichtbetrieb erfolgte, morgens und nachmittags. So war es dringend geboten , die Schulgebäude zu erweitern. In einer etwa 15 jährigen Phase wurden Schulen in der Gemeinde Ganderkesee erneuert, erweitert und ausgebaut. Sie mußten auch dem Standard angepasst werden, nicht nur was Beleuchtung, Heizung und Sanitäranlagen anbelangte, sondern es musste mit der Erstellung von Lehrmittelräumen , Gruppenräumen , Lehrküchen und Werkräumen den geänderten und erweiterten pädagogischen Erfordernissen Rechnung getragen werden.
So wurde die „Moorschule" nun Volksschule Bookholzberg 2 , auch Nordschule genannt, unter dem Hauptlehrer Emil Thieden 1952 / 53 zu einer vierklassigen Schule erweitert.
Die „Sandschule", Volksschule Bookholzberg 1 Südschule , unter dem Hauptlehrer Alfred Gitter erhielt Ende der 50er Jahre einen dritten Klassenraum.
Die Diskussion Ende der 50er Jahre über „Dörfergemeinschaftsschulen" mündete schließlich in die Frage, „ob die wenig gegliederte Schule, die ein- und zweiklassige zumal, ohne organisatorische Änderungen noch den berechtigten Ansprüchen genügen kann". Aber es hieß damals auch: „ Kein Dorf sollte wegen zu geringer Schülerzahl gegen den Willen der Bevölkerung seine Schule verlieren. „
1956 war für die drei Schulen Bookholzberg Süd und Nord sowie Rethorn eine Turnhalle am BTB Sportplatz gebaut worden, die dann Anfang der 80er Jahre zur Keimzelle für die neue Grundschule wurde.
Mit der Einführung des 9. Schuljahres bahnte sich die strukturelle und organisatorische Veränderung des Schulwesens in Niedersachsen an.
Damit verbunden war die Diskussion, die beiden Bookholzberger Schulen zusammenzulegen, und die Frage, welches der geeignete Standort für die gemeinsame Schule sei.
Die Entscheidung fiel für den Ausbau der Südschule. Als die beiden Schulen 1963 unter Leitung von Rektor Hermann Siemers zusammengefasst wurden, war auch der erste Bauabschnitt der neuen Schule fertig geworden.
Es stellte sich jedoch bald heraus, daß wieder gebaut werden musste.
Inzwischen waren die Neuenlander Schule 1967 und die Schule in Grüppenbühren 1969 aufgelöst worden, nachdem zunächst nur die Schüler der 5. bis 9. Klassen nach Bookholzberg umgeschult worden waren. Die Schüler aus Grüppenbühren und Neuenlande werden seitdem mit Bussen nach Bookholzberg gefahren.
Das Thema „Schulbau" blieb von 1963 bis 1978/79 mit acht Bauabschnitten auf der Tagesordnung. 1971 war entschieden worden, daß es im Nordbereich der Gemeinde nur ein „Sekundarzentrum" (Kl 5-9 ) geben sollte und die Schierbroker Schule als Grundschule erhalten werden sollte.
1974 nahm die „Orientierungsstufe" mit den Klassen 5 und 6 ihre Arbeit auf. In diesem Jahr erreichten auch die ersten Schüler in einem Schulversuch den Abschluss der Sekundarstufe 1 ( Realschulabschluss ).
Überlegungen und Planungen zum Bau einer Großturnhalle setzten schon 1970 ein , sie wurde 1975 fertiggestellt.
Bericht des Delmenhorster Kreisblatts vom 27. März 1975:
Schule und Turnhalle sind fertig. Es wird mit Sicherheit große Augen geben, denn mit Beginn des neuen Schuljahres ...können in Bookholzberg gleich 16 neue Klassen bezogen werden. Ein großer Tag für das neue Bookholzberger Schulzentrum... An große Feierlichkeiten ist allerdings nicht gedacht. Statt dessen ist ein "Tag der offenen Tür" geplant....
Im Juni schrieb das Delmenhorster Kreisblatt : „Drei selbstständige Schulen unter einem Dach". Aus der ehemaligen Südschule wurde ein Schulzentrum mit 31 Klassen für über 1000 Schüler. ( Hauptschule 350 Schüler, Orientierungsstufe 480 Schüler und Grundschule 440 Schüler ) .
Der letzte Schritt der schulischen Entwicklung setzte im Jahr 1978 ein. Es ging um die Frage, ob die Ganderkeseer Realschule geteilt werden sollte , um im Grundeinzugsbereich Bookholzberg eine Realschule einrichten zu können. Die Entscheidung fiel im Jahre 1979.
Um die Realschulklasssen im Schulzentrum unterbringen zu können , sollte für die Grundschule an einem anderen Platz eine neue Schule gebaut werden. Am 1. August 1981 nahm die Realschule Bookholzberg ihre Arbeit auf und die Grundschule bezog ihr neues Gebäude an der Strasse Übern Berg.
1990 rundete das Projekt „Aussensportanlagen" das Schulzentrum Bookholzberg ab.
Der Grundschule wurden 1996 nach Anbau von vier weiteren Klassen Sprachheilklassen zugeordnet.
1) Geschichte der Gemeinde Ganderkesee und der Delmenhorster Geest von Pastor i. R. Fritz Bultmann; herausgegeben vom Kirchenrat Ganderkesee , 1952. S. 68 – 77 und 199 – 200.
2) Gerhard Lüschen, Das Schulwesen im Herzogtum Oldenburg, in : Heimatkunde des Herzogtums Oldenburg, Bd 2 S. 415. Carl Schünemann Verlag, Bremen , 1913
3) Die Schule Neuenlande, in : Kurt Müsegardes, Schönemoor im Wandel der Zeiten, 1972 im Verlag S. Rieck Delmenhorst , S. 416 – 418
4) Veröffentlichung n. d. Tagung des Nieders. Landvolkverbandes in Barsingshausen, 1957
Schule an der Ellerbäke, Stedinger Strasse 5, 27777 Ganderkesee / Bookholzberg